60 Jahre medizinische Erstversorgung

DORNDORF: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Dorndorf stellt seit mehr als 60 Jahren die medizinische Erstversorgung rund um Illerrieden sicher. Die Vereinsfahne ist ebenso alt und eigentlich nicht mehr aktuell.

Eigentlich sind die fünf Wappen auf der Rückseite der Fahne des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) so nicht mehr gültig. Neben Schnürpflingen, Staig, Hüttisheim und Illerrieden zeigt die Fahne auch das Dorndorfer Wappen als eigenständige Gemeinde. Inzwischen eingemeindet ist der Teilort von Illerrieden jedoch auch heute noch für die Helfer des DRK ein ganz wichtiger Teil ihrer Vereinskultur.

1955 wurde in Dorndorf der Ortsverein von Maria Wagner, Elisabeth Enderle und Klara Sälzle gegründet. Sozialstationen gab es nicht, und die medizinische Versorgung auf dem Land kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war lückenhaft. „Mit kleinen Mopeds fuhr man zu Notfällen“, erinnert sich Bereitschaftsleiterin Theresia Schniertshauer.

Im Gründungsjahr schaffte man auch die Vereinsfahne an. Die fünf Wappen zeigen das Zuständigkeitsgebiet des Ortsvereins. Auf der anderen Seite der aus einem dicken Stoff bestehenden Fahne ist das Logo des DRK und das Gründungsjahr zu sehen. Auf große Schnörkeleien wurde verzichtet. Die verwendeten Farben schwarz, rot und blau lenken den Betrachter nicht ab. Der Grundstoff ist beige, veredelt mit den roten Fransen. Produziert wurde die Vereinsfahne von der Firma Burger aus Munderkingen. Bereits seit 1872 stellt das kleine Unternehmen Fahnen in verschiedenen Ausführungen her. Für Vereinsfahnen wird meistens Brillant-Samt oder Popeline verwendet. 1980 hatten die DRK-ler ihr Schmuckstück restaurieren lassen. Seit 35 Jahren sieht das edle Stück Stoff an dem langen Holzstab aus wie neu. „Wir achten eben auf die Fahne“, sagt die Bereitschaftsleiterin. Für Kirchenfeste wie Fronleichnam, Volkstrauertage oder Beerdigungen holen sie ihre schwere Fahne aus dem Schrank des Vereinsheims. „Sie präsentiert unsere Gruppe und darauf sind wir schon stolz“, sagt das dienstälteste Mitglied Horst Penetti.

In den 1950er und 1960er Jahren wuchs die Mitgliederliste stetig. Ständig bildeten die Sanitäter neue Helfer aus und auch die Gerätschaften wurden immer modernisiert und verbessert. „Damals hatten wir nichts außer Binden und Schienen“, sagt Penetti. All das passte noch in eine kleine Tasche. Dann gab es noch eine große Holzkiste mit der Bezeichnung „K50F“. Im Katastrophenfall sollte das Verbandsmaterial aus dieser Kiste für 50 Personen reichen. Mit heutigen Standards sei dies nicht vergleichbar. Kilometerlange Volksmärsche, Sportplatzdienste und Vereinsfeiern: Überall waren die ehrenamtlichen Helfer des DRK stets parat, wenn Sanitäter gebraucht wurden. Besonders die Volkswandertage sorgten für Hochbetrieb. „Das war damals ein richtiger Boom“, sagte Georg Schniertshauer. Selbst für Gartenfeste forderte man das DRK an. Dabei gab es auch internationale Wettbewerbe in Österreich oder Wales.

Heute ist die medizinische Versorgung anders strukturiert. Aus den primitiven Verbandskisten wurden hochwertige Sanitätsrucksäcke, bestückt mit Infusionslösungen, Blutzuckermessgeräten und Pulsoximetern zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes im Blut. Zudem hat man im Ortsverein vor 13 Jahren eine „Helfer vor Ort“-Gruppe (HVO) gegründet. Wird der Rettungsdienst alarmiert, rücken die HVO-ler mit aus. Binnen weniger Minuten können so die ortsansässigen Helfer den Patienten versorgen, bis Rettungswagen und Notarzt eintreffen. Rund 120 solcher Einsätze gibt es im Jahr. Einsatzfähig ist, wer zu Hause ist. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.

Groß geschrieben wird beim DRK in Dorndorf auch die Aus- und Fortbildung. Unter den rund 20 aktiven Mitgliedern gibt es auch Rettungssanitäter- und Helfer. In den Übungsabenden werden die Helfer ständig geschult. Dabei lebt der Ortsverein hauptsächlich von Spenden. Ein Defibrillator etwa kostet 2500 Euro, Verbrauchsmaterial wie Verbände bezahlt der Verein aus den Spenden. „Die Krankenkasse zahlt nach einem Einsatz nichts“, sagt Theresia Schniertshauer.

 

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Wertvolle Vereinsfahne

Die Vereinsfahne – ein Schatz: Sie ist ein Unikat: bunt, ziemlich alt, immer reich verziert und für die Besitzer nicht nur ideell wertvoll: Die Fahne ist das Aushängeschild eines jeden Vereins und sie kann viel erzählen. In dieser Serie widmet sich der Illertal Bote dem alten Tuch, das Vereine hüten wie einen Schatz. Musik, Sport, Kunst, Kultur, Natur: Auf dem Land wird nahezu jede Freizeitaktivität in einem Verein gebündelt. Menschen, die sich für ihren Albverein, bei den Schützenkameraden, in der Blaskapelle oder beim Fußballclub engagieren, erzählen, welche Geschichte und was für erstaunliche Anekdoten sich mitunter hinter einem rechteckigen Stück Stoff verbergen können.

635 Fördermitglieder

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist eine weltweit und regional tätige Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation. Der Ortsverein Dorndorf hat derzeit 25 aktive Mitglieder und 635 Fördermitglieder. Die ehrenamtlichen Helfer betreuen die Gemeinden Illerrieden, Staig, Schnürpflingen und Hüttisheim

Quelle: Südwest Presse vom 23.01.2016
Autor: DAVE STONIES
Mit freundlicher Genehmigung von Herr Dave Stonies.